Kornwestheim – Uwe Heinle, Vorsitzender der Skizunft Kornwestheim, wirkte ein wenig wackelig auf den Beinen – nicht wegen der knapp 100 000 Euro, die sein Verein in der Bogenstraße investiert, sondern weil er es nicht gewohnt ist, auf acht Rollen zu stehen. Aber das hatte sich der Vereinsvorsitzende nicht nehmen lassen, selbst Inliner anzuziehen, um die neue Bahn an der Bogenstraße ihrer Bestimmung zu übergeben. Tapfer und durchaus talentiert bewältigte er die 200 Meter. Das schaffte auch Baubürgermeister Daniel Güthler, der allerdings nicht mit Inlinern fuhr, sondern mit dem Roller.
Es war am Samstagnachmittag überhaupt nicht auszumachen, wer mehr strahlte – die Sonne oder die Verantwortlichen der Skizunft. Lange hatte das Inliner-Referat auf diesen Tag hingearbeitet. Vor zehn Jahren, drei Jahre nach der Gründung der Abteilung, wurden die ersten Überlegungen angestellt und mögliche Standorte in Augenschein genommen. Am Schluss ging’s ganz schnell: Im Juni unterzeichnete die Skizunft den Pachtvertrag mit der Stadt, vierzehn Tage später sagte der Württembergische Landessportbund Zuschüsse zu.
In den vergangenen zwei Wochen bauten Mitarbeiter der Firma Lutz Krieg die Bahn, ums Drumherum kümmerten sich Ehrenamtliche der Skizunft. Und die bekamen zur Eröffnung am Samstag Lob von allen Seiten – von Matthias Müller, Präsident des Sportkreises Ludwigsburg, der der Skizunft auch einen Scheck überreichte, von Robert Hoffner vom Württembergischen Landessportbund, Rainer Keppeler vom Präsidium des Deutschen Rollsport- und Inlinerverbandes und von Baubürgermeister Daniel Güthler, die allesamt das hohe Engagement der Skizunft-Verantwortlichen würdigten. Hoffner zeigte sich beeindruckt von dem, was die Stadt Kornwestheim für den Sport tue. Von der neuen Hannes-Reiber-Halle bis hin zum ESG-Gelände: “Was in Kornwestheim geschaffen worden ist, das ist famos“, sagte der Vertreter des Landessportbundes.
Der Inliner-Nachwuchs durfte die ersten Runden auf der schwarz glänzenden Bahn drehen. 200 Meter ist sie lang, die Geraden messen jeweils 57,7 Meter. 1500 Tonnen Schotter, 300 Tonnen Grob- und 120 Tonnen Feinasphalt sind verarbeitet worden. Eine Qualität wie bei Gehwegen, schwärmt Harald Glatzl, Abteilungsleiter Ski bei der Skizunft, der sich ganz besonders für den Bau der Bahn eingesetzt hat. Die Bahn ist wettkampftauglich, bis zu Süddeutschen Meisterschaften dürfen Rennen aller Art an der Bogenstraße ausgetragen werden. Für Landes- oder Deutsche Meisterschaften mangelt es noch an einer Bande.
Bundestrainer Bernd Rumpus zeigte sich begeistert von der Anlage. Durch die Überhöhung von 15 Prozent in den Kurven sei es eine Bahn eher für leichte und kleinere Fahrer, erläuterte er. Der Heilbronner ist überzeugt: Ein guter Radfahrer hat auf der Bahn gegen einen schnellen Skater keine Chance. Rumpus will die Kornwestheimer Bahn, die das ganze Jahr über genutzt werden kann, auf jeden Fall fürs Kadertraining nutzen. Es ist die vierte Speedskating-Anlage in Baden-Württemberg. Die Verbandsvertreter geraten auch deshalb ins Schwärmen, weil sie – früher war das Areal ein Fußballplatz – über eine Flutlichtanlage, über eine Tribüne und Umkleidemöglichkeiten verfügt und in Nachbarschaft zur Hannes-Reiber-Halle liegt, in der die Inliner im Winter trainieren.
Wie die Übungseinheiten aussehen, das zeigten Fahrer, die zum Nationalkader gehören, am Samstag. Nach ihnen durften dann alle Hobbyfahrer die Bahn testen. Der Öffentlichkeit steht die Anlage allerdings nicht zur Verfügung. Das Gelände sei umzäunt und das Tor verschlossen, wenn kein Training stattfinde, sagte Harald Glatzl. Aber jeder sei willkommen mitzufahren oder sich über das Training zu informieren, wenn Ansprechpartner vor Ort seien. Und vielleicht dreht ja auch Uwe Heinle dort künftig seine Runden.
Quelle: Kornwestheimer Zeitung